„Das ist kluge Medizin!“ Chefärztin am Rehab Basel unterstützt den Einsatz von Reiki

„Wir nutzen alles, was helfen kann und der Situation angemessen ist“, begründet PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis ihre Entscheidung, Reiki ins Therapieprogramm des REHAB Basel aufzunehmen. Seit fünf Jahren wird einzelnen Patienten an der renommierten Schweizer Klinik für Neurorehabilitation und Querschnittlähmung auch Reiki verordnet. Physiotherapeut und Reiki-Meister Falk-Michael Moog gibt mehrere Anwendungen wöchentlich. Unsere Autorin Annette Koziel ist ins REHAB nach Basel gereist, um mitzuerleben, wie Reiki an dieser Klinik eingesetzt wird.

(Artikel von 2020)

Es ist ein sonniger Augustmorgen in Bern in der Schweiz. Die Frühstückspause ist zu Ende, und F.B. geht zurück an die Arbeit. Er will etwas aufheben und beugt sich hinunter zu seinen Füßen. Ihm wird schwarz vor Augen, er verliert das Bewusstsein. F.B. ist Gerüstbauer, er fällt 6 Meter 80 in die Tiefe. Er ist 42 Jahre alt, groß, schlank, verheiratet, Vater einer kleinen Tochter, seit 25 Jahren Gerüstbauer, genau wie sein Vater und sein Bruder. Er überlebt den Absturz – doch beim Aufprall verletzt er sich schwer am Rücken und an der Schulter. F.B. wird notoperiert und am Tag darauf ins REHAB nach Basel verlegt

„Immer wieder leben lernen.“

Schicksale wie das von Gerüstbauer F.B. sind hier an der Tagesordnung. Das REHAB ist eine von vier Spezialkliniken für Neurorehabilitation und Querschnittlähmung in der Schweiz. Neurologische Erkrankungen wie MS, Schlaganfall oder unfallbedingte Hirn-und Rückenmarksverletzungen sind die Krankheitsbilder, mit denen das hiesige Team aus 150 Ärzten, Neuropsychologen, Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten täglich umgeht. Die Neurologin PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis war lange in der Hirnforschung tätig und ist seit 2013 Chefärztin des REHAB. Sie setzt viel daran, neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft schnell in Therapien einzubringen. „Immer wieder leben lernen“ ist der Leitsatz der Klinik – und die große Aufgabe, der sich die Patienten hier stellen.

Falk-Michael Moog kam als Physiotherapeut vor 16 Jahren ins REHAB nach Basel. Stolz führt mich der 62jährige, der aus Braunschweig stammt, durch das lichte Haus. Er öffnet Türen zu verschiedenen Physiotherapieräumen, die modern, groß und einladend sind, mit weiten Fensterfronten, die herrliche Blicke in den Park freigeben. Er öffnet die Tür ins Schwimmbad, eine Schwimmhalle unter einem pyramidenförmigen Dach – hier trainieren und erholen sich Patienten. Das Haus ist eine architektonische Sehenswürdigkeit. Viel Naturholz, viele Innenhöfe mit Wasserbecken oder Bäumen, Licht und Ruhe wohin man schaut. Das REHAB ist eine moderne Klinik ohne klinische Atmosphäre. Die Patienten sind mobil und selbständig im Haus unterwegs. Sie fahren im Rollstuhl oder bewegen sich an Gehhilfen. Es gibt eine Intensivstation, doch die wenigsten Patienten im REHAB liegen im Bett. Die meisten haben richtig zu tun: „Abgesehen von Reiki sind die Therapien hier im Haus sozusagen Schwerstarbeit“, sagt Falk-Michael Moog.

Diese Erfahrung macht auch Gerüstbauer F.B im Spätsommer 2018. Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Intensivstation ist er hier im Rollstuhl unterwegs zu seinen Therapiestunden. Bei dem Unfall war sein Rückenmark auf Höhe des 7. Brustwirbels durchtrennt worden. Paraplegie, so lautet die Diagnose: Lähmung der unteren Körperhälfte und der Beine. Zum Team im REHAB, das sich um ihn kümmert, gehört Falk-Michael Moog. Sie trainieren ein halbes Jahr intensiv zusammen: selbständiges Aufsetzen im Bett, Rücken-und Armmuskelaufbau, den Transfer aus dem Bett in den Rollstuhl ohne Hilfe. Auch wenn die Ärzte etwas anderes sagen: die Hoffnung eines Tages wieder gehen zu können, treibt F.B. an. Er macht gute Fortschritte in der Physiotherapie und kann im Februar 2019 nach Hause. Der Rollstuhl ist nun sein Begleiter.

Intensives Training

Auf unserem Rundgang durch die Therapielandschaft des REHAB öffnet Falk weitere Räume. „Aus Sicht der Neurologie ist nichts selbstverständlich: Sprechen, Laufen, Schlucken, Sitzen … alles kann plötzlich weg sein“, beschreibt Falk die Situation, mit der hier viele klar kommen müssen. Schlaganfall-Patienten können sich die meisten Funktionen durch intensives Training zurückholen, und auch inkomplette Tetraplegiker lernen wieder zu gehen, mit Hilfe modernster Medizingeräte wie dem Lokomat. Festgeschnallt in diesem Gangroboter werden die fürs Gehen zuständigen Hirnregionen stimuliert und die Muskeln aktiviert. Für komplette Querschnitt-Patienten bleibt wieder gehen zu können meist ein Traum. Ihre Therapie zielt auf möglichst große Selbständigkeit ab.

Falk-Michael Moog öffnet eine weitere Tür, diesmal zu einem fensterlosen, kleinen Raum. Hier bewahrt er seinen Reiki-Materialwagen auf. Seit fast 25 Jahren ist der Physiotherapeut auch Reiki-Meister. Anfang der 1990er Jahre hat er sich von Brigitte Müller in den 1. und 2. Grad einweihen lassen. Seitdem ist er auf dem spirituellen Pfad, beschäftigt sich mit verschiedenen Formen Geistiger Heilung, mit Kriya Yoga und intensiv mit Reiki. 2015, auf dem Symposium anlässlich des 150. Geburtstags von Mikao Usui, dem Begründer der Reiki-Methode in Berlin, hörte er den Vortrag von Marc Bendach aus dem Unfallkrankenhaus Berlin, wo ebenfalls mit Reiki gearbeitet wird (das Reiki Magazin berichtete u.a. in den Ausgaben 2/12, 2/16 & 1/19). Und da kam ihm die Idee: Was am Unfallkrankenhaus in Berlin funktioniert – Reiki in größerem Stil als Therapie einzusetzen –, das könnte auch in Basel klappen! Schon vorher hatte er bei Patienten zwischendurch mal für einige Minuten Reiki fließen lassen. Nun will er das Gespräch mit der Chefärztin suchen, um die Anwendung von Reiki in der Klinik auf eine neue Ebene zu bringen.

Mit einer DVD des Vortrags von Marc Bendach geht er also wenige Tage nach dem Symposium zur Chefärztin des REHAB. Ein gewagtes Unterfangen? „Nein“, erinnert sich Falk, „ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl dabei.“ Und er behielt recht. „Normalerweise überzeugt mich erst die Methode, und dann hole ich mir die entsprechenden Mitarbeiter, die die Methode im Haus tragen“, betont die Chefärztin PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis, als ich ihr bei meinem Besuch im REHAB in ihrem Büro gegenüber sitze. In diesem Fall ist sie von dieser üblichen Strategie abgewichen. Warum? „Wir haben einen für diese Therapieform begeisterten Mitarbeiter, und wir haben bei uns Patienten, die sich für diese Art der Behandlung sehr eignen. Und wenn sich die Lage derart darstellt, dann wäre es ja unklug, diese Gelegenheit nicht zu ergreifen,“ stellt die Chefärztin ganz einfach klar.

Anwendung von Reiki bei erschwerter Rehabilitation

Die Anwendung von Reiki im REHAB wird bislang nach Einzelfallentscheidung verordnet. Bei 600 stationären Patienten pro Jahr und einem Therapeuten, der in der Reiki-Methode ausgebildet ist, wäre das auch nicht anders zu machen. Derzeit bekommen jene Patienten Reiki verordnet, deren Rehabilitation beispielsweise durch starke Spastik, Schmerzen, innere Unruhe oder schnelle Erschöpfbarkeit erschwert wird. Die Erfahrung zeigt, dass dieser Prozess normalerweise in vier Phasen verläuft. Auf den ersten Schock, den ein Patient erlebt, folgt die Hoffnung, doch wieder ganz gesund zu werden. Dann hadert man mit der Situation – und erst durch das Annehmen der Einschränkungen wird es möglich, ein neues Leben zu beginnen. Auslöser dafür, dass der Heilungsprozess von dieser Dynamik abweicht, können zermürbende Missempfindungen sein oder anhaltende Schmerzen oder Spasmen, die in manchen Fällen erst einmal bleiben und gegen die die Schulmedizin oft relativ machtlos ist. Patienten sind dann enttäuscht von den Medizinern oder Therapeuten und resignieren. Da fallen dann schon mal Sätze wie „Wenn das nicht besser wird, kannst du mir auch gleich das Bein abschneiden“. Wer so etwas sagt, sieht wenig Sinn mehr in den konventionellen Therapien. Und an diesem Punkt kommt für die Chefärztin Reiki ins Spiel: „Es ist ganz wichtig, dass man dann mit anderen Mitteln wieder eine Brücke schlägt.“

Einer der frühen Patienten, dem PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis Reiki verordnete, war Leo Ferraro. Nach einem Hals- und Wirbelsäulenbruch 2016 verbrachte der Schweizer Journalist 18 Monate im REHAB. In dieser Zeit schrieb er einen Blog über seine Erfahrungen. Anfangs lebte er mit anderen Tetraplegikern auf einer Station. Wurde fürs Abendessen für 15 Leute gedeckt, standen gerade mal drei Stühle am Tisch. Einer davon war für Ferraro. Ein paar Zehntelmillimeter bewahrten ihn vor dem Rollstuhl, doch er litt anhaltend unter starken Schulterschmerzen. Heute kann er als inkompletter Tetraplegiker dank der Therapien im REHAB weitgehend selbständig leben. Von alternativer Medizin hielt der Journalist wenig, bis er hier im Haus den „Voodoo-Man“ kennenlernte.

Arbeitsalltag am REHAB

Auf Falks Arbeitsplan steht jetzt eine Reiki-Behandlung. Er schiebt seinen Wagen mit „Reiki-Lagerungsmaterial“ durch die Gänge der Klinik. Der Reiki-Wagen passt gut in ein Krankenhaus: Darin stapeln sich Polsterrollen zum Abstützen der Beine, Handtücher, Decken und vieles mehr, darunter auch  ein Aura Soma-Raumspray. Als Leo Ferraros Blogeintrag über seine Reiki-Therapie im REHAB 2017 im Intranet der Klinik erschien, war das auch für viele Ärzte und Therapiekollegen neu. Und zu Falks Freude „schossen Anfragen zu Reiki innerhalb der Klinik nun wie Pilze aus dem Boden“. Viele kannten Reiki bereits, einige praktizierten es sogar. Aber natürlich gab es auch Skeptiker. Für die Ärzteschaft bereitete Falk darum eine Präsentation vor, um einen Eindruck von dem zu vermitteln, was er mit Reiki tut. Und wie waren die Reaktionen? „Interessiert, vorsichtig interessiert …“, lächelt Falk-Michael Moog. „Inzwischen ist es geradezu eine Selbstverständlichkeit geworden, dass Reiki im Programm ist, auch aus Sicht der Ärzteschaft“, fügt er hinzu.

Vor einigen Monaten hat nun die Chefärztin den sogenannten „Raum der Stille“ für Reiki-Behandlungen geöffnet. Stehen Reiki-Anwendungen auf dem Plan, geht Falk jetzt mit seinem Patienten in diesen schön eingerichteten Raum – und hängt außen ein Schild an die Tür: „Reiki-Entspannungsbehandlung – bitte nicht eintreten“. Für eine Stunde dient der durch orangene Vorhänge in ein warmes Licht getauchte Raum dann allein Reiki. Falk bereitet den Raum für die Anwendung vor. Dann klopft es pünktlich zu Therapiebeginn. Hereingerollt kommt F.B.

Er ist zurück im REHAB, zur Behandlung der Spastik. F.B. leidet unter krampfartig erhöhter Muskelspannung in den Beinen. Die Medikamente dagegen machen ihn müde und kaputt, gibt er an. Und er wünscht sich ein Gangtraining im Lokomat. Bei den Verletzungen an seiner Wirbelsäule würde er davon nicht profitieren, sagen die Neurologen. Doch F.B. hängt an der Vorstellung, eines Tages wieder gehen zu können. Wie er sich unter großer Kraftanstrengung und mit etwas Unterstützung von Falk aus dem Rollstuhl auf die Behandlungsliege hievt, da kann ich ihn nur zu gut verstehen. Aber Mitgefühl allein nützt hier wenig. Die Erwartungshaltung in vernünftige Wege zu kanalisieren, das ist die große Kunst in der Rehabilitation. Die Chefärztin hatte daraufhin vor zwei Wochen Reiki auf F.B.’s Behandlungsplan gesetzt.

Die Integration komplementärer Therapien

PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis kennt die Verzweiflung vieler Männer, die in dieser Situation sind, ihren verletzten Stolz, ihr verletztes Männerbild: „Die Spannung zwischen dem häufigen Selbstbild, Versorger der Familie zu sein, und jetzt in einem Rollstuhl zu sitzen, das wird natürlich als schlimm erlebt. Oft können gerade Männer sich besonders schwer eingestehen, dass ihr Leben noch etwas wert ist, wenn sie ein so schweres Schicksal erleben.“

Reiki bedeutet Zuwendung: „Von mir bekommst du Energie – so etwas sagt sonst kein Therapeut“, unterscheidet die Chefärztin Reiki von anderen Therapieformen. Wer vorher verzweifelt war, der ist üblicherweise froh, dass man ihn für diese besondere Therapie ausgewählt hat. „Die Erwartung, durch Reiki die Beschwerden neu sehen zu können, wirkt wie eine Reset-Taste – und der Patient öffnet sich dann oft auch wieder für die anderen Therapien im Haus“, erläutert die Chefärztin dieses für sie als Leiterin der Klinik entscheidende Argument. Aber PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis sieht Reiki, die „Energiemedizin“, nicht allein als Mittel zum Zweck: „Offenheit dafür, das schadet uns Schulmedizinern nicht. Es ist ja auch die Demut vor dem, was wir nicht richten können. Umso mehr sollten wir uns sinnvollen komplementären Strategien widmen, die helfen.“

Für F.B. ist es inzwischen die vierte Reiki-Behandlung. Er kommt gerne her, das ist offensichtlich. „Ich wusste nicht, dass wir auch ein Foto machen, sonst hätte ich mich rasiert“, scherzt F.B. zur Begrüßung. Falk hatte ihn im Vorfeld gefragt, ob er für den Artikel im Reiki Magazin von seinen Erlebnissen und Erfahrungen mit Reiki berichten mag – und er war einverstanden. Ich kann sogar bei der Behandlung dabei bleiben. Nur seinen vollen Namen möchte er lieber nicht öffentlich machen, wir einigen uns auf die Initialen.

Reiki-Behandlung am REHAB

F.B. liegt nun auf dem Bauch, mit geschlossenen Augen, und der Reiki-Meister legt ihm die Hände auf die Schultern. Jetzt weicht auch aus Falk die Geschäftigkeit des Physiotherapeuten. Er wird ruhig, und seine Hände sehen wohltuend aus. Nach zehn Minuten soll sich F.B. auf der schmalen Liege auf den Rücken drehen. „Sind Sie da?“ Falk ist da. Und sein fester Griff um F.B.’s Hüfte gibt ihm Halt. Dann legt Falk ihm die Hände auf die Oberschenkel. Später geht er zu einem Stuhl am Kopfende der Liege und setzt die Reiki-Behandlung für kurze Zeit aus der Entfernung fort. „Kontaktlose Behandlung“ nennt der Reiki-Meister das hier. Auf meine Frage, wie er das findet, sagt F.B. später: „Wäre es nicht Herr Moog, ich würde denken, er macht Spaß mit mir.“ Von Reiki hatte er vorher noch nie gehört. Aber das Vertrauen in seinen Physiotherapeuten macht es für ihn leicht, sich darauf einzulassen.

Falk geht den Körper Stück für Stück durch, besonders intensiv widmet er sich dem zentralen Nervensystem, also der Wirbelsäule, und bestimmten Gehirnregionen. Knapp eine Stunde dauert die Reiki-Anwendung. Danach wirkt F.B. entspannt und aufgeräumt. Er ist sehr zufrieden mit der Behandlung. „Ich habe eine starke Welle vom Becken bis zur Schulter gespürt und sogar ein Bitzeln wie Strom in den Beinen“, berichtet er erfreut. Das Bitzeln klingt nach Missempfindungen, aber F.B. ordnet diese Gefühle bei Reiki anders ein: „Alles, was man spürt, ist gut, in diesem Zustand“, sagt er.

Ähnliche Rückmeldungen kommen oft von Patienten: Gefühle in den Beinen, die eigentlich nicht da sein können. Ob es sich dabei um die sogenannten Missempfindungen handelt, weiß man nicht. Reiki kommt auf jeden Fall an bei den Patienten, schließt Falk daraus. Auch einschießende Spasmen sind während der Behandlung aufgetreten. Auch dieser Effekt ist nicht klar einzuordnen. Eindeutig dagegen sind die guten Resultate nach der Behandlung. Die meisten Patienten geben an, dass sie nach Reiki weniger Schmerzen spüren und weniger Spasmen haben. Diese Wirkung ist zwar nicht dauerhaft, aber sie bringt Erleichterung für mindestens zwei Stunden, manchmal auch für ein paar Tage. Die Grundstimmung der Patienten hebt sich deutlich, auch das zeigt die Auswertung der Daten, die Falk-Michael Moog vor und nach jeder Reiki-Behandlung abfragt und ins KIS (Klinikinformations-System) einträgt. Falk spricht mit den Patienten über ihre Träume und Gefühle während der Reiki-Behandlung. Zeigt sich dann weiterer Gesprächsbedarf seitens der Patienten, macht er die Psychologen der Klinik darauf aufmerksam.

„Hätten alle Patienten in den letzten Jahren nach der Reiki-Behandlung gesagt ‚Das können sie knicken, da bleib ich lieber im Bett’, dann weiß ich nicht, ob ich weiter an Reiki festhalten würde“, bestätigt PD Dr. med. Hund-Georgiadis die positiven Erfahrungen der Patienten mit Reiki. Sie nennt Reiki einen „charmanten Ansatz“, auch weil Reiki nicht leistungsorientiert ist, wie sonst alle Therapien hier: „Es ist ein Laissez-faire, so ein Gedeihen lassen, ein Genesen lassen, und manche Patienten finden durch Reiki die Muße, ihre Situation zu Ende zu denken und zu Ende zu benennen.“ Und dabei entsteht aus der bangen Frage ‚Was wird nach der Reha?’ manchmal auch ein helleres Bild.

Blick in die Zukunft

Die Vorzüge von Reiki haben auch die Chefärztin überzeugt. Und darum wünscht sich PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis mehr Reiki am REHAB: „Ich fände es gut, wenn im ambulanten Bereich, wo wir ein neues Schmerzkonzept entwickeln, noch Luft wäre für Reiki.“ Im Klartext heißt das: Ein zweiter Physio- oder Ergotherapeut, der auch Reiki geben kann, wäre im REHAB durchaus willkommen.

Am Ende seiner vierten Reiki-Sitzung ist es F.B ein großes Anliegen mir zu sagen, wie dankbar er für die Hilfe ist, die er im REHAB von allen Ärzten und Therapeuten bekommen hat. Wieder gehen zu können, davon träume er. Aber es sei eben ein Traum, der wohl nicht so bald in Erfüllung gehe. Darum wird er morgen zum ersten Mal seit dem Unfall wieder ein Auto fahren, erzählt er noch. Das ist sein neues Trainingsprogramm: mit den Händen bremsen und Gas geben. Eine neue Herausforderung und ein Stück Freiheit, das er sich zurückerobern will.

Nachtrag: F.B. war nach der Zeit im Rehab sehr zufrieden, berichtet Falk zwei Wochen nach meinem Besuch in einer E-Mail: „Die Spastik ist in einem Maße gelindert, dass F.B. damit gut zurechtkommt, wie er mehrfach wiederholt hat.“ Das ist der Erfolg des gesamten REHAB-Teams. Und Reiki hat seinen Anteil daran: „Der Leidensdruck ist einfach sehr hoch bei Menschen, die diese Lähmung haben“, sagt Falk Michael Moog, „deshalb ist es schon sehr gut, dass ich hier in der Neurologie mit Reiki helfen kann.“

—–

Auf den Fotos:
1. Foto: Chefärztin Dr. med. Margret Hund-Georgiadis und Physiotherapeut & Reiki-Anwender Falk-Michael Moog.
2. Foto: Der Wasserhof am REHAB Basel.
3. Foto: Falk-Michael Moog behandelt den Patienten F.B. (der vollständige Name ist der Redaktion bekannt) mit Reiki, am REHAB Basel.
4. Foto: Falk-Michael Moog mit seinem „Reiki-Wagen“ im REHAB Basel.

 

 

„WAS IMMER DER REIKI-MEISTER DA TUT – ES FÜHLT SICH GROSSARTIG AN.“

Nach einem schweren Unfall mit einem Scooter auf einer Karibikinsel landet der Journalist Leo Ferraro in einem Krankenhaus vorort. Mehrere Tage lang ist er bewusstlos, dann wird er zurück in die Schweiz geflogen. Erst dort entdecken die Mediziner, dass er Hals und Rücken gebrochen hat, dazu kommen Risse im Gehirn. Nach den nötigen Operationen folgt ein 18-monatiger Aufenthalt im REHAB Basel. Dort verarbeitet er die Geschehnisse in einem Blog. Dieser Text ist ein Auszug daraus, darin teilt er seine Erlebnisse mit Reiki-Meister Falk-Michael Moog.

Am Anfang nannte ich ihn „Voodoo-Man“. Darauf angesprochen sagte er, was ein netter Mensch halt so sagt: „Das überlasse ich Ihnen.“ Sein Lachen signalisierte mir jedoch, dass er sich auch einen anderen Übernamen vorstellen könnte. Seither nenne ich ihn „Reiki-Meister“. Der Reiki-Meister riss mir unter anderem ein dickes Brett vor dem Kopf weg. Solange ich gesund war – also bis zum Unfall Anfang 2016 – haben mich Gesundheitsthemen nicht groß interessiert. Geschweige denn Alternativmedizin. Als Nichtbetroffener und ausgesprochener Rationalist tat ich das im besten Fall als Glaubenssache ab – so wie das Glück im Spiel oder die Unbefleckte Empfängnis der Mutter Gottes.

Vor der ersten Therapie habe ich den Reiki-Meister gezielt provoziert. Eine Heilkunst, die sich vor knapp 100 Jahren per Vision einem meditierenden Japaner erschlossen hat? Hat der auf seinem Berg zu viel vom weißlich-trüben Sake gesoffen? Edelsteine, die Schmerzen lindern? Begleitet von einer Art Zaubersprüchen auf Japanisch? Den Körper mit Energie füllen nur durch Handauflegen? Glaube es, wer will. Der Reiki-Meister hat nicht nur gelassen reagiert, sondern auch wohltuend humorvoll. Das machte mich erst recht neugierig.

Und tatsächlich: Nie fühlte ich mich so entspannt wie nach der ersten Session. Schultern und Arme fühlten sich warm und weich an, der Gang war wie auf Watte. Erstmals seit dem Unfall hatte ich das Gefühl, da sei ja gar nichts gewesen. Und ich konnte sogar das verklebte Schulterblatt wieder bewegen. Selbst die Mitpatienten auf der Abteilung für Selbständige merkten, dass heute etwas anders war. Während des ganzen Abendessens kreiste ich offenbar mit beiden Schultern und machte dazu ein Gesicht, als hätte ich soeben den besten Sex meines Lebens genossen.

In der Tat: Was immer der Reiki-Meister da tut – es fühlt sich großartig an. Und es bringt ein Maß an Entspannung, wie ich es vorher nicht gekannt hatte. Ich begann mich zu fragen, warum die Schulmedizin (und die Krankenkassen) alternative Heilmethoden so lange bekämpft hatten – und dies zum Teil noch heute tun. Teile meines Weltbildes gerieten ins Wanken. Was gibt es da draußen noch alles, von dem ich keine Ahnung habe? Und es begann mich Wunder zu nehmen, wie ich überhaupt zu dieser heilsamen Behandlung kam, wie die Jungfrau zum Kind. „Oh, die Chefärztin hat sie vorgeschlagen“, sagte der Reiki-Meister. Da war sie wieder, diese heimliche Bewunderung für die Institution REHAB Basel. Neu kam hinzu, wie pragmatisch und unkompliziert man hier mit den unterschiedlichen Formen der Heilkunst umging; wie man alles, was guttut, unter einen Hut zu bringen versucht.

Natürlich bin ich froh, dass mir meine zerschmetterten Wirbel mit echten Schrauben nach alter Schule zusammengeschraubt wurden. Und ich würde das wieder so haben wollen. Knochenbrüche und zerplatzte Innereien werden sich nie mit kleinen Kügelchen oder umgeleiteter Energie flicken lassen. Kurz: In der Notfall- und Akutmedizin soll mir das alternative Zeug nach wie vor vom Leibe bleiben. Aber als ergänzende Behandlung? Sag niemals nie, und lass dich überraschen. Und vor allem: Vergiss endlich diese doofen Vorurteile.

In diesem Sinne: Ferraro, urteile nie über Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Mache dich nie lustig über Dinge, bloß weil du sie nicht begreifst. Denn: Galt in der Geschichte der Menschen nicht jede neue Technologie als Magie, bevor man sie erklären konnte? So war das Brett vor meinem Kopf beschaffen, bevor ich Reiki kennenlernen durfte. Diese esoterische Heilkunst hat mein Denken positiv verändert. Dem „Voodoo-Man“ sei Dank.

Leo Ferraro

___

Heute, rd. vier Jahre nach dem Unfall, sagt Leo Ferraro: „Ich bin zwar Tetraplegiker, kann aber alle Glieder bewegen. Es geht mir sehr gut! Damals ging es um Zehntelmillimeter, sagen die Ärzte des REHAB. Ich hatte unendlich viel Glück! Mit den wenigen Einschränkungen kann ich gut leben. Ich führe ein freies, selbstbestimmtes Leben. Seit diesem Erlebnis schreckt mich der Tod nicht mehr. Und das ist nicht das einzige in meinem Leben, was sich seit dem Unfall positiv verändert hat. Ich bin entspannter, ruhiger, gelassener geworden. Dazu dankbarer und demütiger. Das Leben hat viel Hektik verloren und Bewusstsein gewonnen. Diese Lebensqualität lasse ich mir nicht nehmen.“

Auf der Website der Schweizer Zeitschrift „Beobachter“ ist ein Artikel über den Unfall Leo Ferraros, die Begleitumstände und die Folgezeit zu lesen:
www.beobachter.ch/gesellschaft/der-fall-die-fliegenklatsche

Auf der Website www.13down.ch stehen Texte von Leo Ferraro, in denen er die Ereignisse für sich aufgearbeitet hat, beginnend 13 Tage vor seinem Unfall bis hin zu seiner 18-monatigen Zeit im REHAB Basel.

 

Veröffentlichung des zweiten Textes mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Zur Autorin des ersten Textes: Annette Koziel, praktiziert Reiki seit 1996, ist Kommunikationswissenschaftlerin und arbeitet als freie Autorin für das deutsche Fernsehen.

Copyright Fotos: Annette Koziel

Reiki Anbieterverzeichnis

Hier finden Sie Reiki-Angebote für Anfänger und Fortgeschrittene nach Postleitzahlen geordnet in
Deutschland, Österreich und Schweiz >>

Gesamt-Inhaltsverzeichnis

Sämtliche Artikel aus allen Ausgaben des Reiki Magazins sind hier aufgelistet, in unserem Stichwortverzeichnis >>

Consent Management Platform von Real Cookie Banner