„Feinstoffliche und elektromagnetische Felder“ Marco Bischof im Interview
Was sind Biophotonen? Worauf basiert die Quantentheorie? Stehen wir heute an einem Wendepunkt der wissenschaftlichen Sichtweise zur Existenz feinstofflicher Felder? Oliver Klatt sprach mit Marco Bischof, dem Wissenschaftsautor und Berater für Grenzgebiete zwischen Geistes- und Naturwissenschaften.
Oliver Klatt: In Ihrem Buch „Tachyonen, Orgonenergie, Skalarwellen“ weisen Sie darauf hin, dass Phänomene, die früher „zu Vorstellungen über feinstoffliche Felder Anlass gaben“, auch heute noch Teil der menschlichen Erfahrungswelt sind. Daran ändere „ihre Verdrängung durch die Wissenschaft nichts. Gerade diese ‚Anomalien‘, das heißt durch die herrschende Wissenschaft einer bestimmten Zeit nicht erklärbare Phänomene, können jeweils zum Anlass für wissenschaftlichen Fortschritt oder gar wissenschaftliche Revolutionen werden.“ Sehen sie uns derzeit an einem solchen Punkt, an einem markanten Wendepunkt der wissenschaftlichen Sichtweise bezüglich der Existenz derartiger feinstofflicher Felder?
Markanter Wendepunkt?
Marco Bischof: Es spricht vieles dafür, dass wir heute an dem Punkt sein könnten, wo in den westlichen Gesellschaften immer mehr Menschen für die Dimension feinstofflicher Felder sensitiv werden bzw. sich diese Erfahrungsdimension bewusst machen, und deshalb auch mehr Wissenschaftler (von denen viele selbst auch diese Erfahrung durchmachen) es wagen, sich offen mit dem Thema zu befassen. Im Zuge der kulturellen und medizinischen Globalisierung sind viele Praktiken und Vorstellungen aus anderen Kulturen wie z.B. Yoga, Meditation, Akupunktur, Qigong, Reiki, asiatische Kampfkünste oder Feng Shui, längst Bestandteil unseres Alltags geworden, die Konzepte feinstofflicher Felder beinhalten, und weil man diese nun mit den Mitteln westlicher Wissenschaft untersuchen und verstehen will, muss man sich mit dem Konzept feinstofflicher Felder auseinandersetzen. Es ist aber auch die Bereitschaft gestiegen, solche fremdkulturelle Konzepte aus sich selbst heraus zu verstehen, und nicht mehr zu versuchen, sie nur auf ein vertrautes wissenschaftliches Konzept zu reduzieren. Die Wissenschaft ist insgesamt sehr viel stärker bereit, einzugestehen, dass die Wirklichkeit vielleicht Aspekte hat, die sie bisher nicht in Betracht gezogen hat, dass andere Weisen über sie zu denken, wie sie z.B. in anderen Kulturen zu finden sind, vielleicht auch wertvolle Beiträge zum menschlichen Wissen und Verstehen liefern könnten, und über den Materialismus hinauszugehen und z.B. das Bewusstsein in ihre Überlegungen und Untersuchungen einzubeziehen. Obwohl das natürlich nicht für jeden einzelnen Wissenschaftler gilt, und viele von ihnen weiterhin an ihrer ablehnenden Haltung gegenüber diesen Dingen festhalten. Das ist ja auch zu verstehen, denn man darf nicht vergessen, dass die moderne Wissenschaft wissenschaftshistorisch gesehen ihre Identität eigentlich gerade im Kampf gegen und in der Abwehr von solchen „vitalistischen“ Lebensenergiekonzepten entwickelt hat. Der daraus resultierende, tief sitzende Abwehrreflex ist nur sehr mühsam zu überwinden.
Oliver Klatt: In Ihren Publikationen gehen sie u.a. detailliert auf die verschiedenen Konzepte von Lebensenergie in den alten Religionen und Kosmologien ein. Können Sie einem kurzen Überblick dazu geben, in welch verschiedener Weise das Konzept von Lebensenergie z. B. in den indischen Veden, in den chinesischen Schriften, in der jüdischen Kabbalah und bei den Naturvölkern auftritt? Handelt es sich dabei Ihrer Meinung nach stets um „ein und dieselbe Sache“, oder ist es eher so, dass das jeweils Benannte im Prinzip recht unterschiedlicher Art ist, letztlich jedoch einen gemeinsamen Kern oder Ursprung hat?
Konzepte von Lebensenergie
Marco Bischof: Im alten Indien kommt die Lebensenergie unter dem Namen „Prana“ vor; das Wort bezeichnet gleichzeitig den „Weltenatem“ und den individuellen Lebensatem oder Lebenskraft. Prana ist ein grundlegendes Element in der indischen Kosmologie und Anthropologie und spielt eine zentrale Rolle in der traditionellen indischen Medizin, dem Ayurveda sowie im Yoga. Man nahm an, dass es verschiedene Arten von Prana gibt und dass diese in einem Netzwerk von 72‘000 Kanälen, den Nadis, zirkulieren, die sämtliche Organe des Körpers mit Lebenskraft versorgen. In den Upanischaden, wo erstmals die Lehre von den fünf feinstofflichen Körpern erwähnt wird, heißt es, dieses Netzwerk bilde ein eigenes, den physischen Körper einhüllendes und durchdringendes Kraftfeld, das „Prana-Maya-Kosha“. Zwei weitere Formen, in der die Feinstofflichkeit im alten Indien vorkommt, ist das „Akascha“, der indische Äther, das fünfte und grundlegendste der fünf alten Elemente, sowie die Schlangenkraft „Schakti“, die göttliche Energie und Schaffenskraft, die als weibliche Seite Gottes dargestellt wird und vor allem im Tantrismus eine Rolle spielt. Im alten China finden wir das „Qi“, das aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Akupunktur bekannt ist. Es steht für die Luft, die wir atmen, und den feinstofflichen Lebensatem, und kommt bereits im „Huangdi Neijing“ (Innerer Klassiker des Gelben Kaisers), der ältesten und klassischen Schriftensammlung der alten chinesischen Medizin aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. vor. Wie im alten Indien und im antiken Griechenland ist es auch mit einer Elementenlehre verbunden und muss im Rahmen der Yin-Yang-Lehre verstanden werden. Im 2000jährigen „Ling Shu“ wird es erstmals mit den 12 Meridianen und Akupunkturpunkten sowie mit den Kräften von Yin und Yang in Verbindung gebracht. Zwar ist das Qi nicht wie der griechische Äther und das indische Akascha in die Elementenlehre eingeordnet, doch stellten sich die Chinesen ebenfalls vor, dass die Elemente aus der feinstofflichen Kraft Qi hervorgehen. In der jüdischen Kabbala besitzt das Konzept der „Schechina“ eine große Ähnlichkeit mit der indischen Schakti. Eine raumerfüllende Kraft, wird sie von Gershom Scholem als „Gegenwart Gottes“ und eine Art Urlicht oder Urstoff definiert, das wie die Schakti in zwei gegensätzlichen Erscheinungsformen vorkomme, einer positiv und einer negativ wirkenden. Eine Art göttliche Präsenz bezeichnet auch das Konzept des „Mana“, das aus der Südsee stammt und in der Völkerkunde für alle ähnlichen Vorstellungen bei „primitiven“ Kulturen verwendet wird. Es ist eine außerordentliche, mysteriöse und aktive Wirkungskraft, die gewissen Menschen, Tieren, Orten Zeiten, Ereignissen und Gegenständen in unterschiedlichem Masse eigen ist. Ich denke, man muss zunächst einmal davon ausgehen, dass alle diese verschiedenen Lebensenergie-Konzepte unterschiedliche Formen feinstofflicher Felder bezeichnen und man sie nicht einfach gleichsetzen darf. Es könnte aber auch sein, dass weitere Untersuchungen ergeben, dass ihnen allen ein gemeinsamer Kern eigen ist, dass es also eine Art universelles feinstoffliches Feld geben könnte, von dem sie alle verschiedene Qualitäten oder Äußerungen sind.
Oliver Klatt: In neuerer Zeit haben die Forschungen von Prof. Fritz-Albert Popp die Existenz von Energiefeldern im Zusammenhang mit Lebewesen nahegelegt. Prof. Popp entdeckte und wies wissenschaftlich einwandfrei nach, dass die Zellen aller Lebewesen ein Licht abstrahlen. Dieses Licht, das sich bei einer Schädigung der Zelle verstärkt und das in einer toten Zelle erloschen ist, nannte er Biophotonenstrahlung. Nach Meinung vieler Wissenschaftler kann dieses Licht als Ausdruck eines im Inneren jeder Zelle vorhandenen und den gesamten Organismus umfassenden Energiefeldes betrachtet werden. Wie sehen Sie die Forschungsergebnisse von Prof. Popp? Können Sie die Zusammenhänge der von ihm entdeckten Biophotonenstrahlung etwas näher erläutern?
Was sind Biophotonen?
Marco Bischof: In der Tat haben Prof. Popp und viele andere Wissenschaftler weltweit nachgewiesen, dass alle lebenden Organismen einschließlich des Menschen sehr schwache elektromagnetische Felder abstrahlen. Die sogenannten Biophotonen, elektromagnetische Wellen im Spektralbereich von 200-800 Nanometern, d.h. Infrarot-, sichtbares und Ultraviolett-Licht, sind jedoch nur ein Teil des menschlichen Strahlungsfeldes; Mikro- und Radiowellen wurden ebenso wie ELF-Wellen (extreme Langwellen) gemessen. Außerdem deutet einiges darauf hin, dass der Mensch nicht nur elektromagnetische Wellen, sondern noch weitere, heute noch nicht direkt messbare Felder aussendet. Die Biophotonenstrahlung, der wissenschaftlich bisher am besten belegte Teil der „physikalischen Aura“, ist zwar extrem schwach, besitzt jedoch die Eigenschaft der „Kohärenz“: seine Wellen strahlen auf sehr ruhige und hochgeordnete Weise, es handelt sich um biologisches Laserlicht. Diese Kohärenz des menschlichen Energiefeldes ist auch ein Ausdruck der Ganzheit und Integration des menschlichen Organismus, dessen materielle Teile mit dem elektromagnetischen Feld zusammen (und natürlich mit der Seele oder dem Bewusstsein) ein nahtloses, untrennbares Ganzes bilden. Die Forschungsergebnisse von Prof. Popp und seinen Mitarbeitern und Kollegen vom Internationalen Institut für Biophysik in Neuss, einem weltweiten Forschungs-Netzwerk für Biophotonenforschung und ganzheitliche Biophysik, stellen einen wichtigen Beitrag in der Entstehung eines neuen wissenschaftlichen Verständnisses des Lebens und des Menschen dar, an der auch viele weitere Forscher weltweit beteiligt sind. Ein wichtiges Kennzeichen dieses neuen Verständnisses ist, dass hier nicht nur die Feldperspektive neu zur bisherigen Sicht der menschlichen Existenz hinzugefügt wird, sondern sie wird, zusammen mit der Einbeziehung des Bewusstseins, zur eigentlichen Grundlage des Verstehens und verändert auch das Bild der materiellen Komponenten des Organismus auf grundlegende Weise. Wir sind schwingende Gebilde aus pulsierenden Feldern und vibrierender Materie, die engstens mit einer ebenfalls schwingenden Umwelt verbunden oder „verschränkt“ sind und eher als Prozesse denn als Objekte zu verstehen sind.
Oliver Klatt: Im Usui-System des Reiki gibt es eine Technik, mit der eine Behandlung mit der universellen Lebensenergie Reiki per Fernheilung gegeben werden kann. Im Englischen wird diese Form der Behandlung auch „Absent Healing“ genannt. Dieser Ausdruck lässt sich schwer ins Deutsche übersetzen, gemeint ist die Behandlung einer anderen Person, die sich rein körperlich nicht an dem Ort befindet, wo der Behandler ist. Bei dieser speziellen Form der Behandlung scheint es nach neuerer Erkenntnis eben nicht so zu sein, dass die Energie dabei „über die Ferne“, also quasi „von A nach B“, gesendet wird (wie der Begriff Fernheilung es nahelegt), sondern es scheint sich vielmehr so zu verhalten, dass, da wir als Menschen offenbar auf irgendeiner Ebene alle energetisch direkt miteinander verbunden sind, es letztlich für die Wirksamkeit unerheblich ist, ob die behandelte Person tatsächlich auch körperlich am selben Ort anwesend ist wie der Behandler oder nicht (wie der Begriff „Absent Healing“ es nahelegt / auch wenn sich eine Direktbehandlung anders anfühlen mag als ein „Absent Healing“ und bei beiden Behandlungsformen vielleicht sogar unterschiedliche Energiequalitäten wirken mögen). Das Phänomen von Fernwirkungen ist ja heutzutage wissenschaftlich bereits recht häufig unter qualitativ hochwertigen Begleitumständen erforscht worden, und sehr häufig deuten die Ergebnisse daraufhin, dass Fernwirkungen existieren. Können Sie hierzu etwas sagen?
Energie oder Information?
Marco Bischof: Bei der Beantwortung dieser Frage kann ich an meine Ausführungen zu Ihrer letzten Frage anschließen. Das dort skizzierte neue Verständnis des Menschen muss durch die Feststellung ergänzt werden, dass unsere Existenz zwei komplementäre Aspekte besitzt, einen lokalen oder lokalisierten und einen nichtlokalen. Der lokalisierte Aspekt unserer Existenz ist uns wohl vertraut, nämlich derjenige unseres Körpers, der an unserer Körperoberfläche zu Ende ist. Kein anderer Mensch oder Gegenstand kann den Raum unseres Körpers einnehmen; auf dieser Ebene sind wir deutlich von unserer Umgebung abgetrennt. Die moderne Quantentheorie lehrt jedoch, dass alles Existierende noch eine andere, nichtlokale und nicht-gegenständliche Dimension hat, eine Ebene also, auf der wir nicht lokalisiert und nicht separat von anderen Dingen und Lebewesen existieren und keine separaten Gegenstände sind. Die Felddimension unseres Organismus hat also einen noch fundamentaleren Aspekt als bloß unseren Feldkörper: wir sind auf einer fundamentalen Ebene verbunden und verschränkt mit allem anderen im Universum. Dies haben die sogenannten „Quantenverschränkungs“-Experimente der letzten zwei Jahrzehnte ganz klar gezeigt. Auf dieser Ebene grundlegender Verbundenheit ist es in der Tat möglich, auf eine räumlich entfernte Person oder einen Gegenstand Einfluss auszuüben, mit augenblicklicher Wirkung und ohne dass ein physikalisches Signal gesendet werden muss, da dort alles mit allem bereits verbunden und ohne Zeitverzug übereinander informiert ist. Doch um eine „energetische Verbindung“ handelt es sich dabei nicht; mit Energie hat das absolut gar nichts zu tun (dazu mehr bei Frage 6). In den letzten Jahren haben auch eine Reihe von Experimenten gezeigt, dass solche Fernwirkungen tatsächlich existieren, von Fernheilungsversuchen bis zu den Experimenten zur „Distant Mental Influence on Living Systems“ (DMILS) von William Braud und Mitarbeitern und den Versuchen verschiedener Forscher, die eine Synchronisation der Gehirnwellen von zwei empathisch verbundenen Menschen zeigten, selbst wenn eine davon sich in einem elektromagnetisch abgeschirmten Faraday-Käfig befand.
Oliver Klatt: In letzter Zeit ist immer häufiger von einem neuen Zweig der Medizin die Rede: von der Energiemedizin. 2005 erklärte das National Center for Complementary and Alternative Medicine in den USA die Energiemedizin zum 5. großen Bereich innerhalb der Komplementärmedizin. Mit dieser Maßnahme erfuhr der Bereich der Energiemedizin eine immense Aufwertung und wurde mit einem millionenschweren Forschungsbudget ausgestattet. In Ihrem Buch „Tachyonen, Orgonenergie, Skalarwellen“ haben Sie dem Gebiet der Energiemedizin einige Seiten gewidmet. Welche Methoden fasst dieser Begriff zusammen und welches sind die grundlegenden Aspekte dieser neuen medizinischen Auffassung?
Marco Bischof: Unter Energiemedizin versteht man Verfahren in der Komplementär- und Alternativmedizin, die Energiefelder zur Diagnose und Therapie verwenden (Bischof 2000, 2002). Zu ihnen gehören einerseits Methoden, die natürliche Felder verwenden, und zwar solche, die vom Behandler erzeugt werden, und solche, die im Organismus des Behandelten existieren und durch die Behandlung beeinflusst werden, sowie andererseits Methoden, die künstlich erzeugte Felder wie elektromagnetische Felder, Licht, Schall usw. verwenden. Beispiele aus der ersten Gruppe von Verfahren sind Reiki, Geistheilung, Therapeutic Touch, Atemtherapie, Akupunktur, Akupressur und Shiatsu, Ayurveda und Schamanismus, während zu der zweiten Gruppe Verfahren wie Elektrotherapie, Elektroakupunktur, Bioresonanz, Softlaser-Therapie, Farblicht-Therapie und Klangtherapie gehören.
Ganzheitliche medizinische Ansätze
Der Begriff der Energiemedizin kam Mitte der 80er Jahre in den USA auf, als man eine Bezeichnung suchte für die ganzheitlichen medizinischen Ansätze, die durch die Begegnung der westlichen Medizin mit nichtwestlichen Medizinsystemen entstanden oder neu belebt worden waren. Als Resultat dieser Auseinandersetzung beginnt sich ein Ansatz abzuzeichnen, in dem nicht-westliche „Energie-„ oder Feldtheorien (wie etwa das QI-Konzept der TCM oder Vorstellungen der indischen Yoga- und Tantra-Physiologie oder der Ethnomedizin) mit westlichen biophysikalischen Konzepten und Methoden zusammenfließen, aber auch Erkenntnisse und Vorstellungen aus Gebieten wie Psychosomatik, Biofeedback- und Selbstregulationsforschung, Meditationsforschung, transpersonale Psychologie und Parapsychologie eine Rolle spielen. Auch in Deutschland gibt es bereits seit einigen Jahren entsprechende Fachgesellschaften wie z.B. die Deutsche Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin“ (DGEIM), erste akademische Ausbildungen für Energiemedizin werden angeboten und bald soll auch der erste Lehrstuhl für Energiemedizin an einer deutschen Universität eingerichtet werden.
Oliver Klatt: Wenn ich Sie recht verstehe, stehen Sie dem Begriff Energiemedizin etwas kritisch gegenüber, zumindest was dessen Anwendung auf die Methoden betrifft, bei denen mit feinstofflichen Feldern (und nicht mit elektromagnetischen Feldern) gearbeitet wird. Sie schreiben dazu: „Während elektromagnetische Felder in der Tat energetische Wirkungen besitzen, das heißt Energie übertragen, handelt es sich bei den feinstofflichen Feldern um völlig andersartige ‚Informationsfelder‘, die ihre Wirkungen nicht durch Energieübertragung, sondern durch informative Auslösung von Prozessen erzielen, wobei die zur Fortführung des betreffenden Vorgangs nötige Energie meist aus dem Prozess selbst (bei Organismen aus dem Organismus selbst) bezogen wird.“ Tatsächlich gibt es ja auch den Begriff Informationsmedizin. Ein Beispiel für einen integrativen Umgang mit beiden Begriffen ist der Name einer Interessengruppe, die sich im deutschsprachigen Raum für diesen neuen Bereich der Medizin einsetzt: die Deutsche Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin. Aus meiner rd. 15-jährigen Praxis des Usui-Systems des Reiki heraus, mit täglicher Selbstbehandlung und unzähligen Behandlungen anderer Personen muss ich sagen, dass es nicht meine Wahrnehmung ist, dass dabei ausschließlich Information übertragen wird. Es ist eher meine Wahrnehmung, dass dabei zumindest auch Energie übertragen wird. Können Sie etwas dazu sagen, vor welchem Hintergrund Sie zu der Überzeugung gelangt sind, dass bei der Arbeit mit feinstofflichen Feldern die „informative Auslösung von Prozessen“ die Wirkungen erzielt, und nicht eine Übertragung von Energie?
Marco Bischof: Man muss sich entscheiden, ob man den „esoterischen“ oder den wissenschaftlichen Begriff von Energie verwenden will. Da wir in einer Zeit leben, in der die Wissenschaft eine zentrale gesellschaftliche Rolle spielt und deren Begriffe maßgeblich sind, empfiehlt es sich, sich nach dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch zu richten. Die Verwendung des esoterischen Energiebegriffes erschwert oder verhindert eine Verständigung mit der Wissenschaft und führt zu Verwirrung; außerdem behindert sie das Verstehen des Phänomens, weil sie zum Glauben verleitet, man hätte es schon verstanden. Ich sage dies, obwohl es mir als Wissenschaftshistoriker wohl bewusst ist, dass der esoterische Sprachgebrauch von Energie sehr viel älter ist. Der Mensch hat sicher seit Urzeiten Strömungsempfindungen in seinem Körper erfahren, die teilweise auch Feldveränderungen verschiedenster Art in seiner Umgebung anzeigen, und diese Empfindungen sind es, die letztlich auch zur Entwicklung des wissenschaftlichen Feld- und Energiebegriffes geführt haben. Doch seit dem 19. Jahrhundert ist Energie durch die Physik sehr viel enger definiert worden, nämlich als „ die Fähigkeit, Arbeit zu leisten“. Es ist eigentlich ein rein mechanischer Begriff, der sich sehr schlecht eignet für die Beschreibung der Prozesse in der Energiemedizin. Er steht für die Fähigkeit, mit Kraftaufwand einen materiellen Gegenstand zu bewegen.
Was ist entscheidend?
Nun ist es natürlich so, dass bei energiemedizinischen Prozessen auch Energie im Spiel sein kann, aber nicht das Energetische ist das Wesentliche und Entscheidende an diesen Vorgängen, sondern die Information. Oder, um es anders zu formulieren: das Bewusstsein. Die benötigte Energie wird meist vom Organismus des Behandelten selbst geliefert, und bei Heilbehandlungen findet auch nach meiner Auffassung keine „Energieübertragung“ statt. Es ist eher so, dass der Heiler sich in einen bestimmten (ganzheitlichen und heilenden) Zustand versetzt und diesen dann über eine Art „Ansteckung“ auf den Behandelten überträgt. Außerdem betont der bekannte Sinologe und Spezialist für chinesische Lebenswissenschaften, Dr. Manfred Kubny, in seinem Standardwerk „Qi – Lebenskraftkonzepte in China“, dass das chinesische Qi (oder das japanische Ki) nicht als „Energie“ im westlichen wissenschaftlichen Sinne verstanden werden darf, und andere Fachleute sind darin mit ihm einig. Das subjektive Erleben strömungsähnlicher Empfindungen bei dem Vorgang darf nicht als objektives Stattfinden einer substanziellen Strömung verstanden werden; es ist eher das subjektive Anzeichen einer Zustands- oder Feldveränderung in der Beziehung zwischen den beiden beteiligten Personen.
Oliver Klatt: In Ihrem Buch „Tachyonen, Orgonenergie, Skalarwellen“ schreiben Sie auch ein paar Worte zu Reiki, im Zusammenhang mit geistiger Heilung, Prana-Heilung, Qi Gong und Handauflegen. Dabei weisen Sie u.a. darauf hin, dass (nach einer Publikation von Dominik Leupold) das Handauflegen als „ärztliche Urgebärde“ gesehen werden kann, die „jahrhundertelang ein zentrales Element der ärztlichen Tätigkeit wie auch der Laienmedizin“ bildete und erst „mit dem Siegeszug der wissenschaftlichen Medizin seit dem späten 19. Jahrhundert ins Abseits geriet, mit dem die direkte persönliche Begegnung zwischen Arzt und Heilungssuchendem weitgehend durch sachliche, unpersönliche medizinische Prozeduren ersetzt wurde.“ Sehen Sie heute eine Möglichkeit, dass das Handauflegen wieder in der Medizin Einzug hält, und sei es auch „nur“ als eine Form persönlicher, menschlicher Zuwendung, ohne das primäre Ziel, dabei Energie oder Information zu übertragen?
Marco Bischof: Es ist nicht nur das Handauflegen, das in der Medizin wiederaufleben sollte und vielleicht auch wiederaufleben wird, sondern ganz generell die menschliche Zuwendung und die existenzielle „Präsenz“ in zwischenmenschlichen Kontakt. Handauflegen, Reiki oder andere Formen des Heilens sind nach meiner Auffassung nur dann wirksam, wenn die aktive Person es versteht, sich in einen Zustand der wahren Präsenz oder Gegenwärtigkeit zu versetzen; in der Atemtherapie sprechen wir vom „Mittenzustand“. Wir sind ja im normalen Alltagszustand alles andere als präsent, sondern in einem Zustand des Abwesendseins und Fremdbestimmtseins durch Gedanken und Vorgänge der äußeren Welt, und dieser Zustand ist mit verantwortlich für unsere Krankheiten, mangelnde Leistungsfähigkeit und nicht optimales seelisches Befinden. Im Zustand der Präsenz hingegen ist man gleichzeitig ganz mit sich selbst eins und mit der „Mitte der Dinge“ eins, oder befindet sich „im Fluss des Dao“ oder ist synchronisiert mit dem Ganzen, und dadurch entsteht eine große innere Freiheit und innere Kraft und ein heilender, ermöglichender Zustand, der auch auf andere übertragen werden kann. Letztlich ist es dieser Zustand, den der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky als salutogenetischen (Gesundheit bewirkenden oder erhaltenden) Zustand oder „Kohärenzsinn“ zu identifizieren suchte, als er den wichtigen Begriff der „Salutogenese“ prägte, der heute in den Gesundheitswissenschaften so zentral geworden ist – ob er nun vom Heiler im Behandelten induziert wird oder ob wir ihn durch Methoden der „Selbstkultivation“ in uns selbst herstellen.
Oliver Klatt: Ein Aspekt, der sich konsequenterweise aus der Existenz feinstofflicher Felder bzw. eines damit zusammenhängenden, direkten Einflusses des Bewusstseins auf die physikalische Welt ergibt, ist die Tatsache, wie Sie sehr treffend in Ihrem Buch „Tachyonen, Orgonenergie, Skalarwellen“ darlegen, dass es dann „direkte physikalische Wirkungen von Gedanken, Vorstellungen und Gefühlen auf die materielle Welt“ gebe, was bedeuten würde, dass „meine Gedanken und Gefühle nicht mehr ausschließlich mir gehören, sondern untrennbar mit den Gedanken anderer Menschen verflochten“ sind – was wiederum „vielen Grundannahmen und Grundbefindlichkeiten unserer europäischen Kultur und westlichen Zivilisation“ zuwider laufe, nicht zuletzt der „hohen Wertschätzung von Individualität, Autonomie und Freiheit, die sich seit Hunderten von Jahren bei uns herausgebildet hat“. Zumindest unbewusst, so führen Sie aus, sei uns allen klar, dass das „Zulassen dieser Ebene der Realität uns nicht unberührt lassen kann und die Wandlung unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur einfordert“. Wie können wir mit der Herausforderung am besten umgehen, dass wir mit den feinstofflichen Feldern nicht einfach wie mit anderen technischen oder Alltagsdingen, nämlich rein sachlich und „objektiv“, umgehen können, sondern dass es dazu einer konsequenten Bereitschaft zur persönlichen Wandlung bedarf?
Feinstoffliche Dimension
Marco Bischof: Das können wir am besten durch „Selbstkultivation“, durch innere Arbeit an uns selbst. Die Versuchung ist groß, die Wahrnehmungsfähigkeit für die feinstoffliche Felddimension nur zu dem Zweck zu kultivieren, um andere auf diesem Wege beeinflussen zu können und uns selbst vor einer solchen Beeinflussung durch andere zu schützen. Sie ist vor allem dann gegeben, wenn man die psychische und vor allem die emotionale Ebene dieser Dimension nicht zulässt, sondern das Feinstoffliche nur instrumentell als Mittel zum Erreichen bestimmter Zwecke pflegt. Wenn wir aber unsere ganzen unbewussten psychischen Prozesse, unsere Körperwahrnehmung und unsere Gefühle dabei mit einbeziehen, d.h. als ganze Menschen beim Vorstoß in das feinstoffliche Dimension beteiligt sind, werden wir feststellen, dass eine Entwicklung des Umgangs mit diesen Dimensionen nur durch eine ganzheitliche persönliche Entwicklung unserer selbst, also durch Selbstkultivation möglich ist. Wir werden durch Empathie mit den anderen Menschen (oder Tieren, Pflanzen usw.) mitfühlen, mit denen wir dabei in Verbindung treten, und dadurch miterleben, was wir in ihnen durch diese Verbindung bewirken. Wir werden gewahr sein, dass durch die Tatsache der ständigen Verbundenheit alle unsere eigenen inneren Zustände und Prozesse ständig die Zustände und Prozesse anderer beeinflussen, und deshalb beginnen, für unser Innenleben Verantwortung zu übernehmen und eine psychische, emotionale und Gedanken-Hygiene zu entwickeln. Wir werden uns bewusst werden, dass wir alles, was wir anderen antun, auch uns selbst antun, da wir ja mit dem Ganzen verbunden sind, und dass wir dann nichts mehr (vor uns selbst oder vor anderen) verbergen können, denn wenn uns alles offen steht, stehen auch wir allem offen. Wie der Psychologe Sydney W. Jourard gezeigt hat, ist ein ständiges Bemühen, authentisch zu sein und sich anderen zu offenbaren, einer der wichtigsten salutogenetischen Faktoren. Doch wie diese Hinweise schon deutlich machen, sollte die Schwierigkeit einer solchen Wandlung in einer Gesellschaft, in der so vieles auf Verbergen, Vorgeben, Täuschung und Verstellung beruht, nicht unterschätzt werden.
Oliver Klatt: Wenn eines Tages die Existenz feinstofflicher Felder durch die gesellschaftlich etablierte Wissenschaft anerkannt wird: Wie können wir dann einer Vereinnahmung dieser feinstofflichen Felder durch eine ja prinzipiell auf die Beherrschung der materiellen, äußeren Welt ausgerichtete, „seelenlose“ Wissenschaft, am besten begegnen? Es gibt ja Autoren, die Sie auch zitieren, die schon vor Jahrzehnten prophezeit haben, dass „sich die Wissenschaft, die sich bisher der Eroberung und Beherrschung des Materiellen gewidmet habe, nun auch noch den Bereich des Feinstofflichen erschließen werde; sie werde bis in die letzten Grenzen des Daseins vorstoßen und nach der Materie nun auch noch das Feinstoffliche ohne Hemmungen nutzbar machen“. Ich sehe hier eine besondere Rolle für jene energiemedizinischen Therapeuten und Anwender, die die feinstofflichen Felder in einer direkten, persönlichen Begegnung, von Mensch zu Mensch, zur Heilung nutzen – und eben nicht mittels energiemedizinischer Geräte oder Maschinen. Was denken Sie darüber?
Verantwortlicher Umgang
Marco Bischof: Ich denke, in erster Linie wird es auf die Menschen ankommen, die beginnen oder schon vor einiger Zeit begonnen haben, feinstoffliche Felder an sich selbst, im zwischenmenschlichen Kontakt und in der Natur bewusst wahrzunehmen, unabhängig davon, ob sie nun Therapeuten sind oder nicht, ob sie es zur Heilung nutzen oder nicht. Bevor sich die feinstofflichen Felder gesellschaftlich etablieren können, muss diese Kultivierung der feinstofflichen Wahrnehmung weitere Kreise erreichen, muss weiter erweitert und differenziert werden und zu einer alltäglichen Praxis nicht nur von Therapeuten werden und nicht nur von Wissenschaftlern anerkannt werden. Eine größere Zahl von Menschen (und nicht nur eine Minderheit) müssen wieder eine Art von natürlicher, selbstverständlicher Kompetenz im Umgang mit den vielen verschiedenen Äußerungsformen des Feinstofflichen in den verschiedensten Lebenssituationen entwickeln. Diese Menschen müssen auch durch ihren verantwortlichen Umgang mit dieser Dimension den anderen Menschen demonstrieren, dass es sich um eine ungefährliche Sache handelt und dass ein verantwortlicher Umgang damit möglich und im Alltag praktizierbar ist. Und es muss nicht nur ein differenziertes Wahrnehmungs- und Unterscheidungsvermögen für das Feinstoffliche entwickelt werden, sondern auch eine Sprache, mit der diese Erfahrungen beschrieben werden können, und zwar nicht nur gegenüber Insidern, die diese Erfahrung auch haben, sondern eine, die sich ebenso eignet, mit Menschen, die das Feinstoffliche selbst nicht oder kaum wahrnehmen, über diese Erfahrungen zu kommunizieren. Ich glaube, dass die Entwicklung einer Kultur des Umgangs mit der feinstofflichen Wahrnehmung das beste Gegenmittel gegen eine technische Vereinnahmung und einen unethischen Missbrauch auch der technischen, instrumentellen Formen der Energiemedizin und anderen Technologien des Feinstofflichen ist. Am Umgang mit Geräten und technischen Anwendungen ist eine Ethik und ein verantwortungsvoller Umgang mit feinstofflichen Feldern schwieriger zu gewinnen, da diese leichter ohne eine Beteiligung des eigenen Fühlens und emotionalen Miterlebens verwendet werden können.
Oliver Klatt: Herr Bischof, vielen Dank für das Interview.
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© copyright Text und Foto Dezember 2008 Marco Bischof (Berlin). Alle Rechte vorbehalten.
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Literaturhinweise:
M. Bischof: Energiemedizin – Heilkunst der Zukunft. Esotera, Nr.6 (August 2000), S. 16-21 und Nr. 9 (September 2000), S. 20-25.
M. Bischof: Tachyonen, Orgonenergie, Skalarwellen – feinstoffliche Felder zwischen Mythos und Wissenschaft. AT Verlag, Aarau 2002.
M. Bischof: Geleitwort. In: James L. Oschman: Energiemedizin – Konzepte und ihre wissenschaftliche Basis. Urban & Fischer Verlag, München 2006, S. V-VIII.
M. Kubny: Qi – Lebenskraftkonzepte in China. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1995.
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